Laura  Renz berichtet über diesen Programmpunkt der Tage der Berufsorientierung (Donnerstag, 12.03.2015, 19:30 Uhr)

Der Vortragsabend am Schulzentrum Altshausen zum Thema: Die Ausbildungssituation in Oberschwaben beginnt mit der  Begrüßung und Vorstellung der Gäste sowie einem kurzen Rückblick auf die bisherigen „Tage der Berufsorientierung“.
Clemens Besenfelder von der IHK drückt  zunächst seine Freude darüber aus, dass so zahlreiche Betriebe aus Altshausen und Umgebung  zu den „Glückstagen“ (Berufsorientierungstagen)  beisteuerten. Außerdem spricht er ein großes Kompliment für die gute Kooperation zwischen Schulen und Betrieben in Altshausen aus. Zu Beginn seines Vortrages geht er auf die  große Zahl an Ausbildungsplätzen in der Region ein, die seiner Meinung nach einen  zuversichtlichen Ausblick nach der Schule bietet. Arbeitslos als Akademiker?- Clemens Besenfelder meint, dass ein Studium nicht unbedingt zu einer adäquaten Arbeit führe, ein Risiko bergen könne und nicht immer besser sein müsse. Eine duale Ausbildung öffne für sogenannte „Akademikerberufe“ auch Türen. Circa 50% aller Auszubildenden sind Realschüler und nach Herrn Besenfelder zähle oft nicht nur die Schule, sondern auch grundlegende Dinge wie die Motivation. Er sieht den Trend junger Menschen zum kaufmännischen Bereich und beschreibt den geringen Andrang in der Gastronomie. Als Beispiele für neue und modifizierte Berufe nennt er Automatenfachmann und Bestattungstechniker. Die Vorteile der dualen Berufsausbildung sieht er in der „vollen Berufsbreite“ der Ausbildung, der Finanzierung, dem sanften Übergang zwischen Schule und Arbeit und in der Arbeitsmarktorientierung des  Ausbildungsplatzangebotes. Seiner Meinung nach sollte die Berufswahl jedoch zunächst  nach persönlichen Neigungen und Eignungen vorgehen. Eine wichtige Rolle spiele auch das spätere Jobangebot, das Einkommen und allgemein die Zukunftsaussichten. Ein Fachkräftemangel bestehe besonders in MINT- und in Gesundheits- und Pflegeberufen. Die Erwartungen der Wirtschaft an den Bewerber seien vor allem Motivation, Lesen, Schreiben, Rechnen, höfliche Umgangsformen und Durchhaltevermögen. „Man kann vom Indianer (Hauptschule) zum Häuptling (Gymnasium) werden.“- so drückte es Herr Besenfelder aus. Mit dem Zitat: „Auch bei uns wachsen Ausbildungsplätze nicht auf Bäumen, aber ganz in der Nähe“, endete sein Vortrag.


Michael Bucher, Vorstand der Schreiner und Kreishandwerksmeister Ravenbuch, berichtet anschließend  über die Jugendarbeitslosenquote. Sie liege  in Spanien bei 53% und in Deutschland bei  7,4%, weshalb es unter anderem auch wichtig sei, dass es den Austausch durch Erasmus+ Projekte gebe.  Man könne derzeit  über 90 Handwerksberufe erlernen. Zur Orientierung wären ein Betriebspraktikum und das „Checken“ des Betriebes vor der Bewerbung praktisch, denn jeder Betrieb habe andere Schwerpunkte und Fachbereiche. Die Voraussetzungen seien zwar ein abgeschlossener Schulabschluss, aber auch die Motivation. Als Lehre werde die duale Ausbildung mit der Dauer von 2-3,5 Jahre bezeichnet. Im ersten Jahr findet der praktische und theoretische Teil statt und im 2. beziehungsweise im 3. Jahr hat man entweder einen Tag in der Woche an der Berufsschule Unterricht oder man hat zum Beispiel sechs Wochen- Blöcke. Als Zusatzqualifikationen zählen das zweimonatige Auslandspraktikum mit vier Wochen Sprachkurs, Leistungs- und Gestaltungswettbewerbe, herstellerspezifische Kunst und Zusatzkurse. Den Abschluss der Ausbildung erreicht man mit einem fachtheoretischen und einem fachpraktischen Teil sowie einem Gesellenstück. „Wer möchte, kann groß herauskommen“- so Herr Bucher. „Geselle, aber was nun?“ - Herr Bucher erzählt, dass 42% eine Weiterbildung machen.
Für die Berufswahl sei wichtig, was man selber möchte, Ereignisse zu sehen und Freude an dem zu  haben, was man tue.
Nun folgte der Vortag der Bundesagentur für Arbeit. Thomas Bronnenhuber, Berufsberater, nennt als Wege nach der mittleren Reife die Ausbildung, das Berufskolleg (2-3 Jahre) und das Berufliche Gymnasium (3 Jahre). Er kenne sich vor allem mit dem Ausbildungsmarkt aus; beliebt sind Metallberufe oder Berufe im Bereich Druck-und Textiltechnik. Sehr beliebt seien Büro- und Verwaltungsberufe. Sein Kollege Herr Schwedt ist der Meinung, dass es knapp werden könnte, in einige Ausbildungen zu kommen, weil es zu wenige Stellen und  viel zu viele Interessenten dafür gebe. Daher sollte man sich nicht nur auf einen Beruf fixieren. „Praktika sind sinnvoll“ – so Herr Schwedt. Als Gründe für nicht besetzte Stellen nennt er zu späte Entscheidungen, kurzfristige Absagen der Bewerber, unerfüllte Anforderungen der Bewerber, unbekannte Berufe für Jugendliche, schlechtes Image und geringer Verdienst. Herr Schwedt gibt auch einen kleinen Ausblick in die Berufswelt und stellt die Prognose, dass 2030 fünf Millionen Arbeitskräfte fehlen werden. Die betroffenen Branchen seien das Gesundheitswesen, Ingenieure und  Bauneben-gewerbe. Laut Herrn Bronnenhuber ist es wichtig, gute Noten zu haben, Alternativberufe zu kennen, rechtzeitig und viele Bewerbungen abzusenden, Praktika in Betrieben zu nutzen und auch  Beziehungen spielen zu lassen. Überbrückungsmöglichkeiten wären weiterführende Schulen, ein FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr), der Bundesfreiwilligendienst und ein Au-pair- Jahr. Die Angebote der Berufsberatung sind individuelle Beratung und die Vermittlung von Ausbildungsstellen. Außerdem gebe es das BIZ und die Berufsberatung biete finanzielle Hilfen und ein umfangreiches Medienangebot.
Der aufschlussreiche Gesamtvortrag wird mit einem Schlusswort, der Verabschiedung und einem Dank an die Gäste beendet.